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SIEGEL UND SIEGELLACK

SIEGEL

Siegelabdrücke bestanden ursprünglich mei­stens aus Bienenwachs unter Beigabe von Farbpigmenten, die der Zeichnung des Siegelstockes (Petschaft) einen besseren Aus­druck verliehen. Bis ins 12. Jh. wurden die Siegel auf die jeweilige Urkunde aufgedrückt und später mit Hilfe von Schnüren oder Per­gamentstreifen an die Urkunde gehängt. Zum Schutz der Siegelabdrücke wurden diese oft in Holz oder Metallkapseln eingeschlossen. Seit etwa 1560 wurde auch Siegellack verwendet. Der gewöhnliche, rote Siegellack be­stand meistens aus Schellack, Venetianer Terpentin und Zinnober. Um ein zu schnelles Tropfen beim Erwärmen zu verhindern, wurde Kreide, Magnesia oder gebrannter Gips zugegeben. Anstelle von Zinnober wurde oft Smalte, Ultramarin, Ocker, Mennige, Bolus oder Grünspan als Farbstoff verwendet.

Ein guter Siegellack soll beim Erhitzen über der Kerze oder der Gasflamme schmelzen, darf aber nicht so dünnflüssig werden, dass er tropft. Siegellack soll auch nicht brennen, wenn er erwärmt wird. Diese Eigenschaften erlangt man durch eine Harzmischung mit mehr oder weniger grossem Zusatz von Schellack. Das Farbpulver sollte von der allerfeinsten Qualität sein, um eine optimale Verteilung in der Harzmasse zu gewährleisten.
In einem möglichst nicht metallenen Gefäss, welches in einem Sandbad liegt, wird der Schellack geschmolzen. Die Verwendung einer mit Sand gefüllten Pfanne auf der Herdplatte, noch besser über der Gasflamme, ermöglicht ein dosiertes Erwärmen des Schellacks. Dabei sollte die Temperatur so gehalten werden, dass sie gerade zum Verschmelzen der Harze reicht. Nachdem der Schellack ge­schmolzen ist, wird das Terpentin zugefügt und die Mischung unter Beigabe der anderen Harze gleichmässig verrührt. Die vorher fein­ geriebene Farbe wird erwärmt und durch ein Sieb so der Mischung beigegeben, dass sich keine Klumpen bilden. Schliesslich wird das Ganze vorsichtig vom Feuer genommen und unter gutem Umrühren das Terpentinöl und allfällige Duftöle beigegeben.
Soll der Siegellack für den Verkauf herge­stellt werden, verwendet man Giessformen aus Messing oder erstklassig verchromtem Stahl, die mit etwas Vaselinöl eingerieben werden, bevor die flüssige Masse eingegossen und rasch abgekühlt wird. Nach dem Erkalten nimmt man die Stangen aus der Form und gibt ihnen durch leichtes Anschmelzen der Oberfläche mit einem Heissluftfön einen op­timalen Glanz. In diesem halbweichen Zustand können auch allfällige Stempel und Verzierungen eingedrückt werden.
Für den eigenen Gebrauch kann die etwas erkaltete Siegelmasse von Hand auf einer Marmor- oder Glasplatte zu Stangen ausgerollt werden.

ROTER SIEGELLACK


Um blauen, schwarzen oder grünen Siegellack zu erhalten, verwendet man die entsprechenden Farbstoffe Ultramarinblau, Lampenruss oder Zinkgrün anstelle des Zinnoberrots.

Goldflitter im Siegellack erhält man durch Verwendung von Bronzepulver oder in vergälltem Spiritus fein eingerührtem Blattsilber oder Blattgold.

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FLASCHENLACK

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In einem tönernen Schmelzgefäss wird 300 g gelbes Harz, 50 g Ceresin, 350 g Kolophonium und 50 g Japanwachs vorsichtig geschmolzen und 250 g gut getrocknete Farbe nach und nach eingesiebt. Zuletzt wird 25 g vergällter Spiritus beigemischt. Vorsicht! Die Beigabe von Spiritus bewirkt eine starke Blasenbildung, weshalb das Schmelzgefäss nicht zu klein sein sollte.
Unter gleichbleibender Temperatur werden nun die zu versiegelnden Flaschen, nachdem sie getrocknet sind, in den Lack getaucht und abtropfen gelassen. Im noch nicht erkalteten Zustand können noch Siegelabdrücke angebracht werden.

Siegeln von Flaschen mit Kordeln:
Die nicht zu dick gewählte Kordel muss vor dem Sie­geln am Flaschenkopf angebracht werden. Entweder wird sie durch entsprechende Verknotung festgebunden oder am Korken angeleimt und dann mit Lack überzogen.

Siegeln von Flaschen mit Banderolen:
Das nicht allzu breite, auch mehrfarbige Seidenband wird am besten am Korken angesiegelt und festgeklebt.

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