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Sowohl Sepiatinte wie auch Bistertinte sind genaugenommen Tuschen, die aber aufgrund der Bezeichnung “Tinte” im Sprachgebrauch auch bei den Tinten eingeordnet sind.

SEPIA

sepiatinte

Abb. 49: Klassisches Tintenetikett aus dem Scriptorium

Dieser natürliche Pigmentfarbstoff, den der Tintenfisch (Sepia officinalis) im Falle einer Gefahr hochkonzentriert auf den Gegner spritzt und damit das Wasser in seiner Umgebung braunschwarz färbt, wurde schon im Altertum als Schreibflüssigkeit verwendet. Der zur Herstellung notwendige Rohstoff ist nicht leicht erhältlich, da die Tintenfische bei uns immer ohne Innereien in den Handel kommen. Da die Sepia meistens am Fangtag selbst von ihren Innereien befreit wird, sind nicht ausgenommene Fische nur frühmorgens, bevor sie auf den Markt kommen, bei den Fischern einzukaufen. Die Sepia wird auf dem Rücken ausgelegt, so dass der Mund sichtbar ist und vom Mund aus gegen die Rückenspitze mit der Messerschneide nach oben aufgeschnitten, ohne jedoch mit der Messerspitze die Innereien zu verletzen. Sind die Innereien mit dem Mund und dem schildförmigen, durchsichtigen Rückenteil herausgenommen, findet man die perlmutterschimmernde Tintenblase leicht neben dem sich etwas körnig anfühlenden Magen. Diese Blase, einen mit einer schwarzbraunen Paste gefüllten Sack, trennt man vorsichtig, ohne sie zu verletzen, vom Rest. Die Tintenblasen werden mit Nadel und Faden am Blasenausgang durchstochen und mit kleinen Schlaufen versehen, so dass sie, an eine Schnur gehängt, etwa 2-3 Tage an der Sonne getrocknet werden können. Danach entfernt man die feine Haut und zerstösst den Inhalt im Mörser. Mit diesem Pulver lässt sich unter Zugabe von Gummi arabicum und Quellwasser ebensogut malen wie eine schöne braunschwarze Sepiatinte herstellen.

Dazu benötigt man 1 Teil Gummi arabicum auf 3 Teile Sepia, Wasser nach Belieben. Sollte einmal zuviel Wasser beigegeben worden sein, lässt man dieses einfach an einem warmen Ort wieder verdunsten.
Als Konservierungsmittel sind allenfalls ein paar Tropfen Nelkenöl beizugeben.

BISTERTINTE bzw. - TUSCHE

Die seit 1431 bei uns bekannte braune Bistertusche war auch für das einfache Volk ohne grossen Aufwand selbst herstellbar. Den dazu benötigten Grundstoff bildet Holzruss, wie er in den oberen Rauchkammern eines Kachelofens zu finden ist.
Dieses gelbbraune Ofenpech wird mit einem Bürstchen sorgfältig aus dem Innern des Ofens gewischt, gesammelt und dann in heissem Quellwasser im gewünschten Verhältnis aufgelöst. Diese Tusche bedarf im allgemeinen keiner Bindemittel, doch kann, wenn erforderlich, etwas Kirsch- oder Pflaumengummi zugesetzt werden, um die Fliesseigenschaften zu verbessern.

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