PRAKTISCHES FINGER- UND HANDTURNEN
zur Erlangung und Erhaltung einer schönen, sicheren und geläufigen
Handschrift, zur Beseitigung des Schreibkrampfes, des Zitterns und der
ungenügenden Fingerfertigkeit beim Schreiben.
GRUNDÜBUNGEN
Beide Hände werden nach vorne gestreckt mit dem Handrücken nach oben. Fingerspreizen: Alle Finger, einschliesslich des Daumens, werden kräftig seitwärts gespreizt und wieder zusammengezogen.
Handbeugen nach unten: Die Hände werden im Handgelenk im rechten Winkel nach unten gebogen und dann wieder gestreckt. Die Finger sind dabei geschlossen und gestreckt.
Handbeugen nach oben: Wie in der vorangehenden Übung, jedoch im rechten Winkel nach oben ausgeführt.
Faust machen: Die Hände werden kräftig zur Faust geschlossen, wobei der Daumen ausserhalb bleibt, und wieder geöffnet, wobei die Finger fest aneinandergedrückt bleiben.
Fingerbeugen: Nur die zwei äusseren Fingerglieder beugen und strecken.
Flachdrehen der Hände: Unter Beibehaltung der waagrechten Lage werden die Hände zuerst nach rechts und dann nach links gedreht.
Fingerbeugen einzeln: Mit dem Handrücken nach unten wird jeder Finger im Grundgelenk gegen den Handballen eingebogen und wieder gestreckt.
Fingerheben: Hände flach auf den Tisch legen, so dass der Handrücken nach oben zeigt. Alle Finger werden ohne Daumen gehoben und dann wieder gesenkt, ohne den Handballen und den Vorderarm vom Tisch zu heben. Alle 8 Übungen sollten täglich 1-2mal mit beiden Händen
langsam 10-15mal wiederholt werden. Zur Entspannung ist es ratsam, zwischen
den einzelnen Übungen eine Pausenübung einzulegen.
PAUSENÜBUNGEN
- Arme senken und Hände in den Gelenken leicht und locker schütteln.
- Hände ineinander legen und trocken die Bewegung des Händewaschens ausführen.
- Langsames, festes Massieren der einzelnen Finger zu den Grundgelenken hin.
- Finger lockern: Mit Daumen und Zeigefinger jeden Finger an der Spitze fassen und in den Gelenken leicht schütteln.
ZUSÄTZLICHE ÜBUNGEN
Einzelnes Fingerspreizen: Zuerst wird der Daumen von der gestreckten Hand
weggespreizt, dann Daumen und Zeigefinger, dann Daumen, Zeige- und Mittelfinger usw.
Handkreisen, links und rechts: Die Hände so im Handgelenk kreisen
lassen, dass die Fingerspitzen einen Kreis beschreiben, wobei die Handgelenke
fest als Mittelpunkt stehen bleiben. Die Finger werden dabei zusammen gehalten.
Finger durchbiegen: Die Finger beider Hände mit der Innenfläche
gegeneinander stemmen und leicht nach unten durchbiegen, dabei die Fingergelenke
federn lassen.
Spreizfähigkeit der Finger erhöhen: Finger einer Hand aneinander
legen und mit der Kleinfingerkante dieser Hand jeweils zwischen zwei gespreizte
Finger der anderen Hand drücken.
DAS SCHREIBPULT
Schon im Mittelalter benutzen die Schreiber ein Pult mit schräggestellter
Schreibfläche. Dies hat verschiedene Vorteile:
- Zunächst ist die Übersicht über den zu schreibenden Text besser.
- Auch fliesst die Tinte nicht zu rasch aus der Feder. Beim Schreiben
mit dem Gänsekiel ist dieser Vorteil noch weiter auszunutzen, indem
man das Pult in einen Winkel von ca. 60° bringt; für sonstige
Arbeiten mit, der Stahlfeder genügen ca. 40°. Ideal ist in der
Regel der Winkel, in dem ein Blatt Papier gerade noch hält.
- Darüber hinaus ist das Arbeiten über längere Zeit an
einem schrägen Pult für den Körper bedeutend weniger mühsam
als auf der waagrechten Tischfläche.
Eigentlich genügt schon
ein unterlegtes Reissbrett als Schreibpult, doch sind Schreibunterlagen
aus hartem Holz dank ihrer Maserung wesentlich dienlicher. Die Grösse
sollte dabei so gewählt werden, dass die angewinkelten Ellbogen mühelos
darauf Platz haben und ein Blatt Papier in der Grösse A3, schräg
gelegt, nicht über den oberen und unteren Rand hinausragt. Der untere
Rand sollte mit Vorteil rund geschliffen oder gehobelt sein, damit grössere
Formate nicht beim Überragen des Pultes und bei Berührung mit
dem Körper geknickt werden. Das Holz sollte nicht lackiert, sondern
nur mit Leinöl behandelt sein. Zusätzlich ist es von Vorteil,
wenn sich die Tintengeschirre und Federn auf einer oben angebrachten Ablage
plazieren lassen (siehe Abbildung).
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Abb. (oder kleines Bild anklicken)
Das Schreibpult |
Als Schreibunterlage zwischen
Holz und Papier tut ein vegetabil gegerbtes Kalbsleder gute Dienste. Es
ist geschmeidig, nicht zu dick, haftet gut auf dem Holz und drückt
dank seiner glatten Oberfläche nicht durch das Papier. Chromgegerbte
Leder sind nicht zu empfehlen, da durch den natürlichen Handschweiss
Rückstände aufgenommen werden können, die eventuell zu Hautentzündungen
führen.
Das Pult sollte von der linken oberen Seite durch Tageslicht
oder eine entsprechend gute Lichtquelle (Halogen) genügend beleuchtet
werden, um einer Überanstrengung der Augen vorzubeugen. Die Sitzhöhe
des Stuhls sollte so sein, dass das Brustbein beim Hinsetzen knapp die
untere Tischkante berührt. Das Papier kann mittels einer elastischen
Schnur befestigt werden, bei Pergament ist das Aufspannen mit breitem Klebband
auf Karton von Vorteil, da die Arbeit so immer wieder verschoben werden
kann. |