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BESCHREIBSTOFFE

PAPYRUS
Es wird angenommen, dass Papyrus seit über 5000 Jahren im Alten Ägypten aus der an den seichten Ufern des Nildeltas wachsenden Papyrusstaude, einer Art Schilfgras, hergestellt wurde.
Der unten armdicke, blattlose, fast dreikantige Stengel der bis zu 3 m hohen Papyrusstaude wird in Stücke von 15 bis 40 cm geschnitten und der Bast abgezogen. Das Mark wird mit einem Messer oder einer Nadel in möglichst dünnen Streifen aus dem Stengel gelöst. Diese Streifen werden so aneinander gelegt, dass sie sich knapp überlappen, und anschliessend durch eine zweite Schicht im rechten Winkel dazu in gleicher Weise gedeckt.
Dieses Kreuzgeflecht wird geklopft und gepresst und anschliessend an der Sonne getrocknet. Nach dem Trocknen wird die Oberfläche mit einem Polierstein oder einem Knochen glattgerieben.

Abb.30 (oder kleines Bild anklicken)
Kreuzweise übereinandergelegte Papyrusstreifen vor dem Klopfen und Pressen

Der beim Klopfen und Pressen aus dem Mark hervortretende klebrige Saft der Staude verbindet die Schichten von selbst. Beschrieben wurde Papyrus auf der Seite mit den horizontal liegenden Fasern.
Papyrus ist luftfeuchtigkeitsempfindlich, kleinste Spuren von Kondenswasser (hinter Glas) können schon den Abbau fördern. Papyrus war bis zum frühen Mittelalter der wichtigste Schriftträger im römischen Reich; er wurde aus Ägypten, Syrien und Mesopotamien importiert. Heute finden wir Papyrus vereinzelt im Fachhandel in sehr unterschiedlichen Qualitäten. In Kairo ist Papyrus in schöner Färbung und ausgezeichneter Qualität erhältlich.
Papyrus lässt sich nur sehr mühsam mit der Stahlfeder beschreiben, da aufgrund der stark gerippten Oberfläche die Feder mit erheblichem Druck geführt werden muss. Wird eine allzuweiche Unterlage verwendet, bricht man leicht mit der Feder durch das Material. Das richtige Werkzeug zum Beschreiben von Papyrus ist die Schilfrohrfeder und der geschmeidige Gänsekiel. Auch mit dem Pinsel lässt sich vorzüglich auf Papyrus malen. Papyrus verhindert durch seine starke Eigenleimung das Ausfliessen von Tinten und Tuschen, wodurch sich ähnlich feine Arbeiten wie auf Pergament herstellen lassen.

PERGAMENT
Im Hinblick auf unsere heutigen Umweltbedingungen ist das Pergament als der ideale Beschreib- und Bemalstoff anzusehen. Seine alkalische Reserve, die durch die Äscherung während der Produktion entsteht, beugt den Einflüssen von Säure und dem CO2-Gehalt der Luft wirksam vor.
Allerdings ist Pergament hygroskopisch (feuchtigkeitsempfindlich) und neigt deshalb zur Wellenbildung. Pergament sollte niemals flächig mit Wasser in Berührung kommen und keiner grossen Hitze ausgesetzt werden. Zu trockene Luft unter 40% Luftfeuchtigkeit bewirkt ein Verhornen des Pergamentes. Die ideale Feuchtigkeit liegt bei 60%. Dies spielt vor allem dann eine grosse Rolle, wenn ein im Schatten aufgezogenes Pergament der direkten Sonne ausgesetzt wird.
Pergament, aus tierischer Haut hergestellt, unterscheidet sich vom Papier durch seinen verleimten Faseraufbau, vom Leder durch seine Zubereitung ohne Gerbung.
Abb.31 (oder kleines Bild anklicken)

Die wichtigsten Arbeitsvorgänge bei der Herstellung von Pergament sind das Enthaaren der Felle, das Äschern in gelöschtem Kalk (Kalkmilch) zur Verseifung des Naturfettgehaltes, das Aufspannen und anschliessende Schaben der Haut. Durch Einreiben des Pergamentes mit Bimsstein und Kreide entsteht eine samtige, glatte Oberfläche, was die Bearbeitung mit Kielfedern erleichtert. Wird die Oberfläche zusätzlich geglättet, sind auch äusserst feine Arbeiten mit der Stahlfeder möglich. Pergament wurde schon in frühester Zeit in Asien zu Schreibzwecken verwendet. Aufgrund des Exportverbotes für Papyrus aus Ägypten, das dafür sozusagen das Monopol besass, befahl Eumenes II. im 2.Jahrhundert v. Chr. seinen Gelehrten am Hof zu Pergamon (heutige Türkei), Ersatzmöglichkeiten für den damals allerorts gebräuchlichen Papyrus zu schaffen. Das Pergament wurde zuerst wie der Papyrus in Rollenform verwendet und ab dem 4.Jh.n.Chr. geheftet und in Buchform zwischen Buchenholzdeckel gebunden - dies ist die Form des Codex. In der Codexherstellung wurde Pergament vom 13.Jh. an weitgehend durch das Papier verdrängt und fand in späteren Jahrhunderten nur noch Verwendung für Urkunden und wichtige Dokumente. Auch werden noch heute Trommeln mit Pergament bespannt und Prothesen damit überzogen. Heute beschäftigen sich wieder vielerorts Gerber, Studenten und interessierte Laien mit der Herstellung von beschreibbarem Pergament. Die Preise schwanken je nach Herstellungsort und Produzent beachtlich. Im Handel angeboten wird Pergament in Quadratfuss (30x30cm) oder in Quadratdezimetern. Erhältlich sind Ziegen-, Schafs- und Kalbspergamente in unterschiedlichen Qualitäten und Oberflächenbehandlungen.

ZIEGENPERGAMENT
Dieses Pergament eignet sich von seiner Grösse und schönen Oberflächenstruktur her ausgezeichnet zur Herstellung von Urkunden, Stammbäumen, Haussprüchen usw. Es ist ohne spezielle Behandlung nur auf der Hautseite (Rekto) beschreibbar. Ziegenpergament besitzt mit Ausnahme der Rückenwirbelpartie eine glatte Oberfläche und weist meist ein lebhaftes Erscheinungsbild mit unterschiedlichen Farbnuancen zwischen Elfenbeinweiss und Ocker auf.

SCHAFSPERGAMENT
Diese Art Pergament ist zum Beschreiben nicht besonders geeignet, da es bei der Arbeit mit Tinte auf der Fleischseite (Verso) und bei verletzter Oberseite (Rekto) gerne zum Ausfliessen kommt. Dieses Pergament eignet sich vorzüglich zum Einbinden von Büchern und sollte nur mit Tuschen beschrieben werden. Im Handel ist es meist mit weiss gebleichter Oberfläche erhältlich, ansonsten neigt sein Farbton leicht ins Gelbliche.

KALBSPERGAMENT
Dieses wohl am häufigsten verwendete Pergament erlaubt eine ausgezeichnete Oberflächenbehandlung. Es ist sowohl auf der Verso- wie Rektoseite beschreibbar. Für die Buchherstellung werden fein geschabte Pergamente oder solche von Jungtieren verwendet. Kalbspergamente sind gefleckt oder gleichmässig weiss erhältlich. Die Konsistenz der Haut ist von allen Pergamenten die dichteste, weshalb sie sich durch eine besonders hohe Widerstandsfähigkeit auszeichnet.

HÄUTE VERENDETER TIERE
Im Gegensatz zu den gleichmässigen Häuten normal geschlachteter Tiere sind auf der Oberfläche der Häute von Tieren, die nach dem Verenden nicht unmittelbar ausgeblutet haben, mehr oder minder stark die Strukturen der kleineren und grösseren Blutgefässe (Adern) sichtbar. Dies kann im Zusammenspiel mit dem geschriebenen Text zu einem interessanten Erscheinungsbild führen. Die Färbung kann von Elfenbeinweiss bis Olivgrün reichen. Doch sind diese Pergamente wie die im Folgenden beschriebenen schwer zu bekommen und müssen allenfalls speziell bestellt werden, da solche Tiere im normalen Schlachtbetrieb nicht anfallen.

JUNGFERNPERGAMENTE
Die Häute von ungeborenen Jungtieren geben ein besonders zartes, aber auch weniger stabiles Pergament ab. Diese Pergamente, vor allem von Kälbern, sind bestechend schön, doch da sie nur selten bei Notschlach-tungen anfallen und in erster Linie zu feinsten Handschuhen verarbeitet werden, sind sie sehr selten und im Preis entsprechend hoch. Zur Oster­ zeit jedoch fallen allerorts Häute von sehr kleinen Osterlämmern und Zicklein an und sind bei entsprechender Voranmeldung leicht erhältlich. Durch einfaches Salzen der frischen Häute können diese bis zur Pergamentverarbeitung haltbar gemacht werden.

ANDERE PERGAMENTE
Es lassen sich praktisch aus allen Tierhäuten Pergamente herstellen. Schweinehäute sind sehr dick und schwer bearbeitbar. Auch von Gazellen, allerlei Arten von Wild und von anderen Haustieren lassen sich Pergamente herstellen.

Abb.32 (oder kleines Bild anklicken)
Pergamenturkunde von 1417. Eisengallustinte auf Kalbspergament.

PERGAMENTZUBEREITUNG
Um das Pergament beschreibbar zu machen, behandelt man es, um eine glatte Oberfläche zu erhalten, mit Baumwolle, um eine rauhe zu erhalten, mit Bimsstein. Glätten des Pergamentes Reine Baumwolle, die man zuweilen als Trockenstaude zu Dekorationszwecken in Blumengeschäften bekommt, eignet sich zu diesem Zweck vorzüglich. Mit einer Handvoll der watteartigen Samenbüschel wird die Pergamentoberfläche solange abgerieben, bis die Baumwolle nicht mehr darauf haften bleibt. Hängengebliebene Fasern und Staub wischt man mit einem scharfen Bürstchen aus Schweinsborsten weg, wie es in Architekturbüros zum Reinigen der Pläne verwendet wird.

AUFRAUHEN DES PERGAMENTES
Mit weissem Bimsstein, den man in jeder Drogerie zur Entfernung von Hornhaut bekommt, werden die Pergamentseiten rauh gerieben. Bimssteinpulver, welches früher zum Zähneputzen verwendet wurde, eignet sich ebensogut. Dabei wird etwas Pulver auf das Pergament gestreut und dann mit Hilfe eines glatten, handlichen Flusssteines das Bimssteinpulver so lange auf dem ganzen Pergament verrieben, bis die Oberfläche gleicmässig samtweich ist. Beide Arbeitsvorgänge stauben ein wenig, deshalb ist es von Vorteil, sie an einem leicht zu reinigenden Ort vorzunehmen. Der verbleibende Staub wird mit einer einfachen Rute (Haselrute) vom Pergament geklopft. Auf einem in dieser Weise zubereiteten Pergament lässt sich gut mit dem Gänsekiel schreiben, nicht aber mit der Stahlfeder.

AUSFLIESSEN DER TINTE AUF DEM PERGAMENT

Wenn die Tinte auf dem Pergament ausfliesst, hilft eine Behandlung mit Eierschalen. Dazu werden Eierschalen gut gewaschen und getrocknet und anschliessend in einem Mörser zerstossen oder zerrieben, bis sie so fein wie Mehl sind. Mit einem wollenen Lappen wird damit das Pergament bestrichen und so beschreibbar gemacht.

PAPIER
Dem chinesischen Ackerbauminister Tsai Lun aus Hunan soll es während der Zeit der Han Dynastie um 105 v. Chr. gelungen sein, das erste beschreibbare Papier herzustellen. Während Jahrhunderten konnten die Chinesen das Geheimnis der Papierherstellung hüten, bis sie um 600 n. Chr. in Korea, um 700 n. Chr. in Japan Einzug hielt, und schliesslich 751 n. Chr. im Krieg gegen die Araber im damals persischen Samarkand chinesische Papiermacher in arabische Gefangenschaft gerieten. Die erste arabische Papiermühle wurde 794 n. Chr. in Bagdad betrieben. Es folgten Damaskus, Nordafrika und schliesslich um 1150 San Felipe im damals maurischen Südspanien. In einer entscheidenden Schlacht der Spanier gegen die Mauren bei Valencia wurde der Grundstein für die abendländische Papiermacherkunst gelegt. Damit verloren die Araber auch ein seit dem Rückgang des Papyrus wichtiges Exportgut. Weitere Stationen der Verbreitung der Papierherstellung im Abendland waren:

1190 Fabriano in Italien
1326 Richard de Bas in Südfrankreich
1390 Nürnberg in Deutschland
1411 Marly in der Schweiz

HERSTELLUNG VON HANDGESCHÖPFTEM PAPIER, BÜTTENPAPIER

Als Rohstoff wurden vor der Industrialisierung der Papierherstellung ausschliesslich Leinen- und später auch Baumwollumpen verwendet. Diese werden klein zerrissen, im sogenannten Faulkeller unter Einwirkung hoher Luftfeuchtigkeit so lange belassen, bis sie leicht zerfetzbar sind, und werden darauf unter Zugabe von Wasser in den Stampftrog der Papiermühle gegeben. Das meist an ein Wasserrad angeschlossene Stampfwerk mit seinen Trögen stampft nun diese Masse durch Quetschen der Fasern in mehreren Tagen zu einem Brei, der bei entsprechender Länge der Fasern in einen Bottich, auch Bütte genannt, von ca. 1000 Litern Fassungsvermögen gegeben wird. Die Fasern werden in ihrer Länge auf die Dichte des Siebes abgestimmt, was sich wieder auf die Feinheit des Papiers auswirkt. Das Verhältnis Wasser — Papierstoff ist für die Dicke des zu schöpfenden Papiers ausschlaggebend. Das Schöpfsieb besteht — in seiner in der westlichen Welt gebräuchlichen Form — aus einem unteren mit einem Sieb bespannten Rahmen und einem darübergelegten zweiten Rahmen, der durch eine Nut versehen fest auf dem Sieb aufliegt. Das Schöpfsieb wird in den mit Brei und Wasser gefüllten Bottich getaucht und hochgehoben. Beim Herausheben aus der Bütte entsteht ein Sog, ein Vakuum, durch den der Faserbrei fest auf dem Sieb angesaugt wird. Dabei muss das Sieb möglichst waagrecht gehalten und, sobald der deckende Rahmen über der Oberfläche sichtbar wird, sorgfältig in schneller Bewegung von vorne nach hinten und von links nach rechts gerüttelt werden. Der obere Rahmen hält dabei den Faserbrei auf dem Sieb zurück; er bestimmt auch die Abmessungen des Papiers. Bei diesem wichtigen Vorgang der Papiermacherkunst entscheidet sich die Gleichmässigkeit, die Festigkeit und die Dicke des geschöpften Papiers.

Abb.33 (oder kleines Bild anklicken)
Herstellung des Schöpfsiebes nach Diderot.

Nun wird das Sieb samt Rahmen auf ein eigens dazu bestimmtes Abtropfbrett am Rand der Bütte gelegt, damit das Restwasser noch etwas abtropft. Danach wird der deckende Rahmen so abgenommen, dass kein Tropfen auf den Papierfaserteppich auf der Sieboberfläche fällt. Anschliessend wird das Sieb mit dem «Papier» nach unten durch festen Druck auf die bereitgelegten Wolldecken (Gautschdecken) gestürzt.

Abb.34 (oder kleines Bild anklicken)
Schöpfsieb mit Wasserzeichen

Damit sich das Papier problemlos vom Sieb löst, müssen die Wolldecken gut angefeuchtet sein und der Druck an den einander diagonal gegenüber­ liegenden Ecken kräftig ausgeübt werden. Zu neue Gautschdecken hinterlassen bei diesem Arbeitsgang oft Wollfasern im Papier, alte, gebrauchte Decken sind daher vorzuziehen. Auch beim anschliessenden Reinigen der Decken mit einer Bürste werden oft Haare aus dem Gewebe gelöst, die sich dann im geschöpften Papier wiederfinden und das Schreiben erschweren, wenn nicht verunmöglichen.

Abb.35 (oder kleines Bild anklicken)
Ansicht einer Papierschöpferei nach Diderot

Papier, Decken, Papier werden lagenweise aufeinandergestapelt, bis sie in einer gut pressbaren Anzahl in die Stockpresse gebracht werden, wo unter kräftigem Druck (2-3 Tonnen) noch soviel Wasser herausgepresst wird, dass die einzelnen Blätter genügend Festigkeit aufweisen, um sorgfältig an einer Doppelleine zum Trocknen aufgehängt werden zu können. Nach dem Trocknen, was möglichst langsam bei hoher Luftfeuchtigkeit geschehen sollte, werden Papiere, die zum Beschreiben gedacht sind, durch ein warmes Leimbad gezogen, anschliessend nach erneutem Trocknen nochmals gepresst, zwischen Holzbretter gelegt und beschwert während längerer Zeit gelagert. Es hat sich erwiesen, dass die Lage­ rung beim Papier eine oft unterschätzte Rolle spielt. Je länger die Papiere gelagert werden, desto besser lassen sie sich auch beschreiben. Beim Einkauf von Papieren ist auf Folgendes zu achten:

Haare und Fasern an der Oberfläche des Papiers machen das Schreiben sehr mühsam, da sie die Buchstaben ausfüllen, dicke Striche statt dünne bewirken und immer wieder die Feder verstopfen.
Ein Papier kann auf allfällige Haare geprüft werden, indem man es leicht rollt, die gebogene Kante des gerollten Papiers gegen eine starke Lichtquelle hält und nun die aufsteheden Fasern erkennen kann. Schlecht geleimtes, für den Buchdrucker ein willkommenes, für den Schreibenden ein unmögliches Papier ist oft schwer erkennbar. Im Geschäft besteht kaum die Möglichkeit das Papier mit Tinte und Feder zu prüfen, ohne dass wir das allenfalls ausfliessende Papier gleich kaufen müssen, und die nötigen Angaben über die Leimung kann in der Regel nur der Hersteller machen.
Gut geleimtes Papier lässt sich meistens nur an seinem akustisch hohen Ton beim Bewegen des Papierbogens erkennen, wie vergleichsweise beim Banknotenpapier. Schlecht geleimtes Papier, das zum Beispiel für Aqua­ rellmalerei vorzüglich sein kann, geht im Geräusch schon eher in Richtung eines Fliesspapiers. Neben der manuellen und optischen Prüfung der Papierqualität bleibt uns dank der spröden Eigenschaft des Leims — ganz wie dem Bankbeamten — als zuverlässigstes Mittel, ohne das Papier zu beschädigen, eigentlich nur die akustische Prüfung.

KÜNSTLICHES ALTERUNGSVERFAHREN
Um Aufschluss über die Alterungsbeständigkeit von Papier, Tinte und Farbe zu bekommen, kann man sich einer einfachen künstlichen Alterungsmethode bedienen. Dies ist bei der Auswahl von Werkstoffen oft sehr empfehlenswert und ist am besten mit verschiedenen kleinen Mustern auf einmal durchzuführen.

Abb.36 (oder kleines Bild anklicken)

Man legt das Papier bei 23 °C und 50 % Luftfeuchtigkeit in einen auf 100 °C erhitzten Ofen. Dabei gilt folgende Faustregel:

1 Stunde Ofenalterung = 4 Monate natürliche Alterung,
3 Tage Ofenalterung = 25 Jahre natürliche Alterung

Diese Methode kann uns brauchbare Anhaltspunkte liefern, da sie uns die ungefähre zeitbedingte Veränderung des Materials zeigt.

SCHUTZFILME ÜBER FARBEN
Anstriche zum Schützen von Malereien auf Pergament und Papier:

150 g Methylcellulose
1000 g Wasser
1 Teil fester Gummi arabicum, gelöst in
2 Teilen Wasser
70 g Gelatine
unverdünntes, geschlagenes gesiebtes Eiklar.

Abb.37 (oder kleines Bild anklicken)
Reizvolle Effekte, die nicht immer erwünscht sind.


«NACHLEIMUNG» VON SAUGENDEM PAPIER
Das Papier wird mit der Rückseite nach oben mit Abdeckband auf eine Tischlerplatte geklebt und mit einer Lösung von 1 Teil Zabonlack und 2 Teilen Aceton bestrichen. Sollte sich die Vorderseite nach dieser Behandlung immer noch nicht beschreiben lassen, kann der Zabonlackanteil erhöht werden.


FORMATE

DAS NORMFORMAT ODER DIN-FORMAT
Bei Druckvorlagen bzw. bei den Entwürfen dazu, sollte man die DIN-Normierung nach Möglichkeit berücksichtigen. Die Normformate finden vor allem bei Geschäftsdrucksachen, Prospekten und Plakaten Anwendung, da die meisten Originalformate der zu bedruckenden Papiere auf diese Normformate zugeschnitten sind.

Die gebräuchlichsten DIN-A-Formate in cm

A 0

84,1 x 118,9

A 1

59,4 x 84,1

A 2

42 x 59,4

A 3

29,7 x 42

A 4

21 x 29,7

A 5

14,8 x 21

A 6

10,5 x 14,8


DIN-B-Formate

B 0

100,0 x 141,4

B 1

70,7 x 100

B 2

50 x 70,7

B 3

35,3 x 50

B 4

25 x 35,3

B 5

17,6 x 25

B 6

12,5 x 17,6


DIN-C-Formate

C 0

91,7 x 129,7

C 1

64,8 x 91,7

C 2

45,8 x 64,8

C 3

32,4 x 45,8

C 4

22,9 x 32,4

C 5

16,2 x 22,9

C 6

11,4 x 16,2


DER GOLDENE SCHNITT

Die Normformate entsprechen nur ungenügend unserem ästhetischen Empfinden. Möglichst klare und ausgewogene Seitenverhältnisse lassen sich nach dem Gesetz des Goldenen Schnitts berechnen. Als Faustregel, um nicht lange rechnen zu müssen, kann die folgende Zahlenreihe gelten: 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 usw. Die erste Zahl steht zur zweiten im gleichen Verhältnis wie die zweite zur dritten. Ein nach dieser Grundregel bestimmtes Idealformat wäre also zum Beispiel 21 x 34 cm, was dem Goldenen Schnitt entspricht.


Abb.38 (oder kleines Bild anklicken)
Anleitung zur Ermittlung des goldenen Schnittes. Das Verhältnis der kürzeren zur längeren Strecke beträgt 1:1,618.


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