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PINSEL

Zu einem Pinsel gefasste Haare liegen nie ganz dicht aneinander, sondern lassen feine Hohlräume entstehen, die dann die Kapillarwirkung ermöglichen, das heisst, wird der Pinsel in Flüssigkeit getaucht, steigt diese in den engen Hohlräumen nach oben.
Unter den meist schwer verständlichen Fachausdrücken und Qualitätsbezeichnungen von Pinseln ist es oft sehr schwer, das für unsere Arbeiten geeignete Material zu finden. Die teuersten und wertvollsten Pinselhaare stammen vom Schweif des sibirischen Rotmarders, des sogenannten Kolinski- oder Tobolski-Rotmarders. Die Pinselhaare anderer Marderarten, wie die des goldroten asiatischen Wiesels, sind weniger elastisch und fein und sind zur Hälfte des Preises zu haben. Der Qualitätsbegriff «Kolinski» wird oft recht grosszügig gehandhabt und auch auf minder­wertigere Marderhaare angewendet. Namhafte Pinselhersteller verfügen in der Regel über Pinselhaare erster Qualität und bürgen mit ihrem Namen auch für die angegebene Qualität. Doch nützt uns der teuerste und beste Pinsel nichts, wenn er nicht dem Zweck entsprechend ausgewählt und gepflegt ist.

pinsel

Beim Kauf des Pinsels sollte dieser zur Prüfung so in klares Wasser getaucht werden, dass er im Wasser aufquillt und der Haarkörper aus seiner ursprünglich spitzen in eine eher bauchige Form übergeht. Mit einer kräftigen und schnellen Drehung der Hand wird das Wasser so aus dem vollgesaugten Pinsel geschleudert, dass der Pinselkörper wiederum die ursprüngliche spitze Form annimmt, ohne dass dabei die Hand zu Hilfe genommen werden muss.
Laufen nun die Haare bei einer näheren Betrachtung überlappend in ein Haar aus, ohne dass auch nur eines davon absteht, handelt es sich um eine gute Qualität, die auch ohne weiteres ihren Preis haben darf. Pinsel können auch, was oft zu wenig beachtet wird, von allerlei Milben und Motten befallen werden, die vor allem über Vogelfedern ins Atelier gelangen können. Deshalb ist es empfehlenswert, die Pinsel bei Nichtgebrauch in einem geschlossenen Behälter mit einigen Mottenkugeln oder etwas Kampfer aufzubewahren.

Abb. 44: Pinsel sollten nicht im Wasser stehen bleiben

PFLEGE DER PINSEL

Die Farben werden immer mit Wasser aus dem Pinselkörper gewaschen. Beim Auswaschen soll der Pinselkörper gut durchgerieben werden, so dass sich die Pigmentrückstände, die sich mit Vorliebe am Zwingenrand ansetzen, gelöst werden. Falls die Verwendung von Seife notwendig ist, sollte darauf geachtet werden, dass diese nicht zu stark entfettend auf die Haare wirkt. Kernseife, so lange mit warmem Wasser angewendet, bis sich weisser Schaum bildet, erlaubt ein schonendes Auswaschen.
Anschliessend streift man den Pinsel mit einem seidenen Lappen ab und bringt ihn mit den Fingern, welche man an der eigenen Nase reibt, um so etwas Talg aufzunehmen, in seine ursprüngliche Form zurück. Dieses Dressieren des Pinsels braucht etwas Fingerspitzengefühl, doch macht es sich durch die lange Haltbarkeit des Pinsels bezahlt.
Ein Pinsel sollte nicht zu schnell getrocknet werden, da sonst das Haar an Geschmeidigkeit verliert.
Unsorgfältig gereinigte Pinsel zeigen schon nach kurzer Zeit gespreizte Haare, da Farbrückstände den Pinselkörper verstopfen, was schlussendlich zu einem Abbrechen der Haare am Zwingenrand führt.

rotmarder, kolinski-marder

ROTMARDERHAARE

Die goldfarbigen, seidenglänzenden Schweifhaare des sibirischen Kolinksi-, Amur- oder Tobolski-Marders, die an ihrer Haarspitze einen feinen, weissen Flaum aufweisen, werden in erster Linie zur Herstellung von allerfeinsten Aquarell- und Retuschierpinseln verwendet. Der Preis richtet sich hier in erster Linie nach der Länge der Haare.

Ein Pinsel mit 24 mm Durchmesser und einer Haarlänge im entsprechenden Verhältnis kommt aufgrund seines seltenen Vorkommens in der Natur auf eine vierstellige Summe zu stehen.

Abb.45: Rotmarder

ILTISHAARE

Die ebenfalls zu Aquarellpinseln verarbeiteten russischen oder polnischen Iltisschweifhaare sind an den Haarspitzen schwarzbraun, im mittleren Teil meliert und an ihrer Wurzel grau bis weiss.

RINDSHAARE

Das weisse Haar vom Ohrenrand der Alpenrinder wird oft zur Rotmarder-Imitation eingefärbt. Dieses schwarz bis hellbraune Haar mit seiner kräftigen Elastizität und fein ausgebildeter Spitze wird zu Aquarell- und Schreibpinseln und ebenso zu Plakatpinseln verarbeitet.

PONYHAARE

Die braunen Ponyhaare, die nur eine geringe Elastizität besitzen, werden für einfache und billige Schulpinsel verwendet. Dazu werden die Fesselhaare des japanischen Ponys verwendet, die vielfach fälschlicherweise auch als Kamelhaare bezeichnet werden.

pinselwurf

FEHHAARE

Die braun bis blau melierten Schweifhaare des kanadischen Eichhörnchens eignen sich dank ihrer guten Elastizität für preisgünstige Aquarellpinsel aller Grössen. Die blaugrauen Fehhaare sind sehr geschmeidig und haben eine fein ausgebildete Spitze. Sie eignen sich daher gut für Aquarellpinsel, in erster Linie aber für Vergolder-Anschiesspinsel.
Die an der Spitze rotbraun getönten, sonst aber grau melierten Kazan Fehhaare mit der feinsten Pinselhaarstruktur eignen sich vornehmlich für die Porzellanmalerei und können auch bei Verwendung gröberer Pigmente gute Verwendung finden.

Abb.46: Pinselbewegung mit Antiqua, A. Schenk 1989

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